Die besten Steuer-Apps und wie du deine Steuer mit dem Smartphone erledigst
Von Rene ReinischInhaltsverzeichnis
ToggleFür die Abgabe der Steuererklärung 2022 haben Steuerpflichtige, die die Erklärung selbst erledigen, etwa einen Monat weniger Zeit als im Vorjahr: Der 2. Oktober 2023 ist euer Stichtag. Steuer-Apps versprechen schnelle Hilfe, innerhalb von 20 Minuten soll die Steuererklärung am Smartphone erstellt und eingereicht sein. Funktioniert das wirklich? Und wenn ja – welche Apps sind empfehlenswert?
Herausforderung Display-Größe
Du brauchst keinen leistungsstarken PC dafür, es gibt Anwendungen, die auf dem Smartphone flüssig laufen. Einziges Problem: der kleine Bildschirm. Wenn ihr euch die winzig bedruckten DIN A4 Bögen der alten Formulare auf dem Smartphone-Display (6 Zoll, also um die 15 Zentimeter Bildschirmdiagonale) vorstellt, läuft es einem kalt den Rücken herunter. Wer soll da noch durchblicken? Selbst die beste Zoom-Funktion, Lupen für Sehgeschädigte und andere Hilfsmittel lassen das nach Folter aussehen. Und in der Tat besteht die vornehmliche Schwierigkeit der Apps darin, die komplexe Thematik eines Brutto-Netto-Rechners oder einer Steuererklärung auf einem kleinen Smartphone-Display leicht verständlich darzustellen.
Das digitale Format Mein ELSTER fällt sofort als wenig benutzerfreundlich auf. Gut gemeint und schlecht umgesetzt, handelt es sich hier einfach nur um die digitale Version der Formulare, die du auf Papier kennst. Das ist nicht Smartphone-tauglich. Besser als das machen es in Sachen Display-Größe und Übersichtlichkeit eigentlich alle Steuer-Apps.
Welche Apps gibt es überhaupt?
Um es gleich deutlich zu sagen: Es sind viele, und sie sind alle unterschiedlich. Wir stellen hier nur ein paar vor, und zwar die, von denen wir selbst begeistert waren. Es kann natürlich sein, dass ihr das anders seht und mit einer anderen Steuer-App glücklicher werdet. Das ist normal, denn jeder hat so seine eigenen Präferenzen, was Benutzeroberfläche, Menüführung und so weiter angeht.
Steuererklärung innerhalb von 20 Minuten versprechen die verschiedenen Anbieter, und die Programme sollen bis zu 1.600 Euro Rückzahlung generieren. Was die Anbieter nicht dazu sagen: Natürlich bekommt nicht jeder so eine üppige Rückzahlung. Ihr müsst erst einmal zu viel an Steuern gezahlt haben, um überhaupt etwas zurückzubekommen. Womit die Anbieter allerdings richtig liegen: Die Apps sind deutlich komfortabler in der Bedienung als Mein ELSTER.
Wir stellen euch hier unseren Testsieger vor und dazu noch zwei Apps, die zwar nur für Angestellte ohne weitere Einkünfte wirklich nutzbar sind, aber extrem angenehm zu bedienen.
WISO Steuer App
Die vermutlich umfangreichste Steuer-App, die zudem noch auf Android und iOS kostenlos erhältlich ist, stellt die facettenreichste Anwendung dar. Hier werden alle Funktionen rund um die Einkommensteuer in eine App gepackt, die wir auch von der WISO Steuer für den Desktop kennen. Das Programm kommt von Buhl Data und enthält einen Corona SteuerCheck, der Kurzarbeit und Homeoffice berücksichtigt.
Außerdem kann wirklich jeder damit die Steuererklärung erfassen: Sowohl Arbeitnehmende als auch Studierende und Azubis, Vermieter/-innen, Anleger/-innen, Rentner/-innen sowie Selbständige und Freiberufler/-innen finden in der Smartphone-App die passenden Funktionen. So viele Einkunftsarten deckt sonst keine App ab. Davon profitieren beispielsweise Studierende mit Nebenjob, da sich die verschiedenen Tätigkeiten transparent abbilden lassen.
Die zahlreichen Automatiken sparen obendrein viel Zeit beim Ausfüllen. Am Ende kann die auf Plausibilität überprüfte Steuererklärung ans Finanzamt übermittelt werden, alles elektronisch natürlich. Übrigens: Wenn du als Student/-in deine Karriere beginnen möchtest und auf der Suche nach Online-Jobs für Studierende bist, kannst du viele Möglichkeiten auf Jooble finden.
Wichtig zu wissen: Bei der WISO Steuer App ist nur der Download gratis. Der Download erlaubt euch auszurechnen, wie viel Steuern das Finanzamt zurückzahlen würde. Wollt ihr die Steuererklärung ans Finanzamt schicken, kostet dies 35,99 Euro – dafür könnt ihr aber bis zu fünf Steuererklärungen versenden.
Taxfit
Taxfit ist zwar vom Umfang her schlanker als die WISO Steuer App, aber auch diese Software wurde bereits mehr als fünf Millionen mal in Deutschland, Italien und Spanien heruntergeladen. Somit ist es die führende mobile Steuerplattform in Europa. Ihr gebt eure Daten über einen Interview-Modus ein. Die App wird derzeit (Stand April 2023) für die Steuererklärung 2019 bis 2022 angeboten. Bereits vorhandene Lohnsteuerbescheide könnt ihr abfotografieren, dann arbeitet die App mit den Zahlen. Wollt ihr das nicht, tippt ihr einfach die relevanten Daten ein.
Taxfit errechnet innerhalb einer halben Stunde die mögliche Steuererstattung. Gefällt das Ergebnis (beispielsweise, weil die Erstattung so hoch ist, dass ihr die Steuererklärung unbedingt ans Finanzamt schicken möchtet), sendest ihr die Daten gleich elektronisch ans Finanzamt. Dafür berechnet Taxfit 39,99 Euro, für gemeinsam Veranlagte sind es 59,99 Euro.
Wenn du besonders ungeduldig bist, kannst du 50 Prozent der voraussichtlichen Erstattung schon im Voraus ausbezahlt bekommen. Aber Vorsicht: Taxfit kann nicht so viel! Die App deckt Selbständige und Freiberufler, private Renten, Vermietung und Verpachtung, Forst- und Landwirtschaft, beschränkte Steuerpflicht und Auslandseinkünfte sowie einige andere Fälle nicht ab. Taxfit steht für Android und iOS zur Verfügung.
Steuerbot
Steuerbot war noch vor ein paar Jahren komplett kostenlos erhältlich, aber das ist jetzt nicht mehr der Fall. Der Download und die Nutzung kosten zwar nach wie vor nichts. Aber bei Abgabe werden (wie bei den anderen beiden Anwendungen auch) 29,95 Euro berechnet, wenn die Erstattung bei 100 Euro oder mehr liegt. Steuerbot ist im Grunde genommen ein Chatbot, der in der Unterhaltung die Daten für die Steuerklärung sammelt und daraus die Steuererklärung erstellt. Auf Wunsch übermittelt der Chatbot die Steuererklärung dann auch ans Finanzamt.
Wie bei Taxfit werden viele Einkünfte bislang noch nicht erfasst. Das betrifft selbständige und freiberufliche Arbeit, Lohneinkünfte aus dem Ausland, aus Vermietung und Verpachtung, aus Land- und Forstwirtschaft, Unterhaltsleistungen und mehr. Für alle anderen Fälle arbeitet Steuerbot aber zuverlässig. Und auch diese App ist für iOS und für Android verfügbar.
Zahlreiche weitere Steuer-Apps, die auch gute Dienste leisten
Von Computerbild als Preis-Leistungs-Sieger gekrönt wurde übrigens eine ganz andere App: Tax 2023, ebenfalls von Buhl Data, berät hervorragend und erlaubt bis zu fünf Steuererklärungen pro Lizenz. Allerdings ist diese App für Selbständige nur sehr eingeschränkt nutzbar, und die Datenschutzerklärung ist wenig verbraucherfreundlich.
Wer mit drei Abgaben pro Lizenz auskommt, findet vielleicht auch die SteuerSparErklärung 2023 von der Akademischen Arbeitsgemeinschaft interessant, die für alle Steuerzahlenden geeignet ist. Auf Englisch und einigen osteuropäischen Sprachen steht SteuerGo von Forium zur Verfügung, allerdings erlaubt diese App nur eine Abgabe pro Lizenz, ist für Selbständige eher ungeeignet und ermöglicht keinen Formulardruck.
Smartphone für die Steuerklärung benötigt? Absetzen!
Zum einen kannst du das Smartphone über die Werbungskosten-Pauschale von 1.000 Euro im Jahr geltend machen. Diese Pauschale wird für jeden Arbeitnehmer/jede Arbeitnehmerin automatisch angerechnet. Übersteigen eure Werbungskosten 1.000 Euro im Jahr, kannst du die Posten auch einzeln anführen. Allerdings müsst ihr im Falle des Smartphones für das Finanzamt glaubwürdig darlegen, dass ihr das Gerät auch wirklich für berufliche Zwecke nutzt – und zwar auch, in welchem Umfang. Nutzt ihr das Gerät zu 60 Prozent beruflich, setzt du 60 Prozent der Aufwendungen ab. Nachweisen könnt ihr das über einen Einzelverbindungsnachweis und eine Bescheinigung von eurem Arbeitgeber. Natürlich haben Journalisten, Priester, Menschen im Außendienst, Psychotherapeuten und ähnliche Berufsbilder hervorragende Chancen, damit durchzukommen. Bis zu 80 Prozent der Kosten für das Smartphone (Anschaffung und Betrieb) könnt ihr euch so anerkennen lassen.
Wichtig zu wissen: Ohne genauen Nachweis, aber mit einer glaubwürdigen Begründung, akzeptiert das Finanzamt in der Regel 20 Prozent der monatlichen Aufwendungen (Betriebskosten), maximal 20 Euro monatlich. Wer mehr absetzen will, sollte ein sogenanntes Smartphone-Tagebuch führen, in dem über drei Monate (oder länger) das genaue Nutzungsverhalten festgehalten wird.
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