Die Chronologie der Bluetooth Technologie – von 1.0 bis 5.3

Von Rene Reinisch

Im Jahr 2001 war es endlich soweit. Mit dem Release des Ericsson HBH-10, dem ersten kabellosen Headset, feierte Bluetooth sein Debut auf dem massentauglichen Weltmarkt. Neben einer bescheidenen Übertragungsqualität vereinte die damalige Technologie eine schwache Übertragungsrate und fehlende Signalprozessoren. Mittlerweile hat sich Bluetooth stark weiterentwickelt, neueste Versionen heben sich deutlich von der ursprünglichen Technologie ab. Welche Versionen in den letzten knapp 20 Jahren auf den Markt kamen, welche Neuerungen sie mit sich brachten und wie ihr davon heute ganz unbemerkt profitieren könnt, erfahrt ihr hier.

Die Ursprünge der Bluetooth Technologie

Um dem Kabelsalat den Kampf anzusagen, fanden bereits in den 80ern erste Bemühungen statt, eine kabellose Kommunikation zwischen zwei Sendern und Empfänger zu ermöglichen. Die Fragestellung läutete die Geburtsstunde der Infrarot Technologie ein. Zwar war die sogenannte Infrared Data Association mit ihren Anstrengungen technisch gesehen erfolgreich, allerdings bedurfte das Datenprotokoll eines Sichtkontaktes zwischen beiden Endgeräten. Bluetooth ging infolgedessen als großer Bruder von Infrarot hervor.


Einen Durchbruch erzielte Dr. Jaap Haartsen im Jahr 1994, als er eine energiesparende Technologie entwickelte, die wie das Wi-Fi auf UHF-Radiowellen im Bereich 2,4000 bis 2,4835 Gigahertz basiert. Insgesamt ist der Datenkanal in 79 verschiedene Kanäle aufgeteilt. Durch Frequency Hopping lassen sich dabei Kollisionen mit anderen im Frequenzbereich befindlichen Geräten vermeiden.


Letztlich entwickelte die Bluetooth Special Interest Group, ein Zusammenschluss aus den damaligen Branchengiganten Ericsson, Nokia, IBM, Intel und Toshiba, im Jahr die beiden Versionen 1.0a sowie 1.0b. Aus diesen beiden Ursprungsversionen entwickelte sich das massentaugliche Protokoll 1.1, das den Startschuss für den Massenmarkt gab. Als erstes Produkt mit integrierter Bluetooth Technologie kam das Ericsson HBH-10 auf den Markt, das mit den Handys T20 und T28 kompatibel war.

Bluetooth Chronologie – Alle Versionen im Überblick

Mittlerweile blickt die Bluetooth Technologie auf über 25 Jahre Forschung zurück. Mit jeder Funktion steigt die Anzahl an Features und Funktionen. Bisweilen gibt es 13 verschiedene Versionen von Bluetooth, die im Folgenden näher erläutert sind.

 

1. Version 1.0a und 1.0b

Den Grundpfeiler der markttauglichen Bluetooth Technologie bilden die im Juli 1999 entwickelten Versionen 1.0a und 1.0b. Kompatibilitätsprobleme und Sicherheitslücken erschwerten die Nutzung von Bluetooth.

 

2. Version 1.1

Zwei Jahre später sollte Bluetooth im Februar 2001 endlich für den Massenmarkt geeignet sein. Version 1.1 zeichnet sich durch behobene Probleme aus. Es gelang den Herstellern, eine Kompatibilität zwischen den verschiedenen Herstellern zu errichten. Die Geschwindigkeit beschränkt sich weiterhin auf 732,2 KBit/s. Die Reichweite liegt bei 1 bis 10 Metern.

 

3. Version 1.2

Mit Version 1.2 soll der Datenverkehr an Stabilität gewinnen. Im November 2003 verhindert das Adaptive Frequency Hopping Spread Spectrum Kollisionen mit benachbarten W-Lan-Netzwerken. Ebenfalls stieg die Datengeschwindigkeit auf 1 MBit/s.

 

4. Version 2.0

Im November 2004 setzten Entwickler mit Version 2.0 einen neuen Meilenstein. Die Datenübertragungsrate wurde auf 2 MBit/s verdoppelt. Die Nutzung von EDR schont ebenfalls die Akkuleistung von Handys.

 

5. Version 2.1

Version 2.1 soll sich im Juli 2007 der Sicherheit von Verbindungen widmen. Zu den Neuheiten zählen das SSP (Secure Simple Pairing), das den Verbindungsaufbau vereinfacht, sowie QoS (Quality of Service), welches die Prioritätszuordnung von Paketen optimiert.

 

6. Version 3.0

Mit der im April 2009 folgenden Version kümmerten sich Entwickler um die bislang sehr geringe Reichweite. Nunmehr soll die Verbindung in einer Entfernung von bis zu 50 Metern möglich sein. Ein High-Speed-Kanal erlaubt Datenübertragungen in der Geschwindigkeit von 24 MBit/s. Praktisch fand diese Funktion jedoch nie Verwendung, da W-Lan-Netzwerke in der Nähe durch die Nutzung gestört werden.

 

7. Version 4.0

In dieser Version wurde die Geschwindigkeitsschraube nur marginal auf 25 MBit/s angezogen. Durch LE soll Bluetooth nun noch weniger Energie verbrauchen. Erschienen im Oktober 2009 erlaubte Version 4.0 eine längere Nutzungsdauer. Insbesondere Produkte wie Fitnessarmbänder gewannen hiermit an Popularität. Da eine geringe Datenübertragung für Musikübertragung unvorteilhaft ist, können Kopfhörer nicht von der Low Energy Funktion profitieren. Die Datenübertragungsrate bei LE-Funktion liegt bei 220 Kbit/s.

 

8. Version 4.1

Beim im Dezember 2013 veröffentlichten Update handelt es sich um ein reines Software-Update. Hier wurde erstmals IPv6 implementiert.

 

9. Version 4.2

Im Dezember 2014 veröffentlicht, griffen Hersteller die Problematik der geringen Datenübertragung im Low-Energy-Modus auf. Die Datenübertragung wurde auf das 2,5-fache angehoben.

 

10. Version 5.0

Bei der seit Juni 2016 erhältlichen Version 5.0 fanden weitere Updates im Bereich Reichweite, Stromverbrauch und Geschwindigkeit statt. Der Low-Energy-Modus erlaubt fortan eine Geschwindigkeit von 2 Mbit/s, mit EDR-Funktion sogar bis zu 3 Mbit/s. Die Reichweite wurde auf bis zu 200 Metern angehoben. Wegen des hohen Datenaufkommens beschränkt sich die Reichweite bei Audio-Streams auf lediglich 10 Meter. Zu den ersten Smartphones mit der neuen Bluetooth Version zählten das Apple iPhone 8 sowie das Samsung Galaxy S8.

 

11. Version 5.1

Die Erweiterung Version 5.1 erfüllt seinen Zweck als unterstützendes Update zur Optimierung von Version 5.0. Dennoch erschien mit diesem Update im Januar 2019 die innovative Direction Finding Funktion. Im Grunde handelt es sich hiermit um Funkpeilung. Der Nutzen liegt weniger im privaten Bereich. Anwendung findet das Direction Finding etwa beim Asset Tracking, um etwa Arbeitsgeräte, Waren oder Fahrzeuge in Echtzeit mit großer Präzision im Blick zu behalten.

 

12. Version 5.2

Die vorletzte Version 5.2 feierte ihr Debüt im Jahr 2020. Die maximale Datenrate bleibt seit Version 5.0 mit 50 Mbit/s unverändert. Endlich ist ein qualitativer Audiotransfer per Low-Energy-Modus möglich. Als kleine Besonderheit erlaubt Version 5.2 weiterhin die parallele Nutzung mehrerer Kopfhörer. Grundlage bietet die sogenannte Low Complexity Communications (LC3).

 

13. Version 5.3

Im Mai 2022 verbesserte sich abermals die Leistungsfähigkeit bei geringerer Stromaufnahme. Mit dem Enhanced Connections Update, das am Beispiel eines Blutzucker-Messgeräts erklärt, den Wechsel zwischen Low-Power-Modus und der temporären Datenübertragung größerer Volumen erleichtert. Auf diese Weise steigt die Verbindungsstabilität, was sich positiv auf die Akkulaufzeit von Low-Power-Endgeräten auswirkt.

 

Zukunftsprognose mit Hinblick auf Version 6.0

Als große Weiterentwicklung von Bluetooth Version 5.0 warten Technikfans und Hersteller seit 2016 auf das langersehnte Update. Hypothetisch steht einem Release von Version 6.0 noch in diesem Jahr nichts im Wege, um sein Debüt in den Flaggschiffen von Samsung und Apple zu feiern. Ziel ist die Nutzung eines 6-Gigahertz-Frequenzbandes für innovative Applikationen von Morgen. Neben einer höheren Datenrate, einer präziseren Ortung oder größeren Reichweite sollen neue Frequenzen die steigenden Anforderungen an eine drahtlose Konnektivität bedienen. In den Startlöchern steckt etwa bereits die vorgestellte LE-Audio-Technologie, die durch niedrigere Latenzen noch bessere Audioqualität bei geringerem Stromverbrauch realisieren soll.

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