A2DP, aptX, SBC und Co. – Was bedeuten die Kürzel?

Von Rene Reinisch

Funktioniert der neue Kopfhörer mit dem alten Handy und umgekehrt? Welche Codecs liefern den besten Ton? Wenn du bei Kompatibilität und Ton-Qualität auf Nummer sicher gehen willst, machst du schnell
Bekanntschaft mit verbreiteten Abkürzungen. Weil aber nicht jeder intensive Recherche betreiben und stundenlang Videos schauen will oder kann, haben wir die Materie benutzerfreundlich zusammengefasst.

 

Doch, bevor wir Licht in den Bluetooth-Dschungel bringen, sei noch einmal das Prinzip der kabellosen Übertragung veranschaulicht. Ein Sender, auch Quelle oder Zuspieler genannt, übermittelt Daten an einen Empfänger, auch als Senke bezeichnet – in unserem Fall die Kopfhörer. Dass beide oder mehrere Geräte für das Zustandekommen dieses Vorgangs bestimmte technische Eigenschaften erfüllen müssen, ist selbsterklärend. Die erfolgreiche Kopplung an sich ist aber noch kein Garant für optimale Ergebnisse, da beide Seiten möglicherweise unterschiedliche Funktionen und Qualitätsstufen anbieten. Man könnte auch sagen, das eine Gerät ist unterfordert oder überfordert. Nur wenn die Technik sinnvoll ausgereizt
wird, kannst du Musik und Sound-Effekte wie erwünscht genießen oder mit allen Komfort-Einstellungen telefonieren.

 

Profile und Protokolle – Hintergrundwissen zur Bluetooth-Technik

Grundsätzlich gilt es für den Anwender zwischen Bluetooth-Profil und Bluetooth-Codecs zu unterscheiden (weiter unten erläutern wir diese Audio-Kodierungen im Einzelnen).

Vorher noch einmal zu den unbedingten Voraussetzungen jeder Bluetooth-Verbindung: Jedes mit Bluetooth ausgestattete Gerät muss zunächst die dafür notwendige physische Schnittstelle mit entsprechender Spezifikation aufweisen, die von einer internationalen Interessengemeinschaft aus Technologie- bzw. Wirtschaftsunternehmen (Bluetooth SIG) festgelegt wurde und sich weiter in Entwicklung befindet. Es handelt sich bei diesem sogenannten Profil also um die gesamtheitlich technische Implementierung der Bluetooth-Basis für jedes elektronische Produkt, das mittels dieser Funktechnik Daten übertragen und verarbeiten soll.

 

Das Quellgerät muss dazu mit einem Empfangsgerät
kompatibel sein. An einen Bluetooth-Drucker werden aber beispielsweise ganz andere Anforderungen gestellt als an einen Bluetooth-Kopfhörer, was keiner weiteren Erklärung bedarf. Deswegen existiert eine Reihe von Bluetooth-Profilen, die unterschiedliche Funktionen für die jeweiligen Geräte bereithalten.

 

In unserer Betrachtung genügt es natürlich, sich auf den Funkverkehr zu beschränken, der rund um Bluetooth-Kopfhörer stattfindet. Ein wichtiges Element innerhalb des Profils ist das Kommunikationsprotokoll, also ein programmiertes Regelwerk, das über die Fragen „Wann, Wie und Was“ im Datentransfer entscheidet: Wann soll eine Verbindung hergestellt werden, wie soll sie ablaufen und was soll übermittelt werden?

 

Bedingungen für reibungslose Kommunikation

Wenn seitens der Hardware, also der Sendeleistung und physikalischer Faktoren keine Probleme zu erwarten sind, funktioniert das Streaming bei identischen bzw. kompatiblen Bluetooth-Profilen mit übereinstimmenden Protokollen. Wie schon erwähnt, liefert aber geglücktes Pairing noch keine Aussage über die Stream-Qualität, die maßgeblich vom beidseitig unterstützten Codec abhängt.

 

Nebenbei: Die Sendeleistung wird möglicherweise limitiert durch einen schwachen, nicht genügend aufgeladenen Akku oder ungünstige Einstellungen in der jeweiligen Geräte-Oberfläche, z.B. der verwendeten App am Smartphone. Weitere physikalische Ursachen wären eine zu große Distanz zwischen Sender und Empfänger nebst etwaiger, signalstörender Hindernisse, wodurch der sogenannte „Handshake“ abreißt. Nerviges Stottern oder kompletter Verbindungsabbruch sind die Folge.

 

Der A2DP-Standard

Gängige Protokolle für Headsets sind unter den Kürzeln HSP und HFP bekannt. Diese beinhalten Funktionen für typische Telefonie-Anwendungen und Erweiterungen für Freisprecheinrichtungen in Fahrzeugen. Wegen der dürftigen Tonausgabe in Mono (nur ein Audio-Kanal) kommt das aber zum
anspruchsvollen Musikhören kaum mehr in Frage. Das Bluetooth-Profil namens A2DP – Advanced Audio Distribution Profile – ist in unserem Fall deshalb so wichtig, weil es für Audio-Streaming mit Stereosignal entscheidend ist. Wenn es um die aktuelle Übertragung von Musikdaten und Telefonie geht, ist A2DP wahrscheinlich vorhanden.

 

Die Besonderheit an diesem Profil ist die Bereitstellung der Basis für hochwertige Audio-Codecs, um Klangqualität auf dem Stand der Zeit überhaupt erst zu ermöglichen. Obwohl der prinzipiell implementierte SBC-Codec immer verfügbar ist, handelt es sich nur um ein Format, das MP3-Dateien ähnelt. Beide Kodierungen sind stark verlustbehaftet, d.h., dass zur Wiedergabe nicht unbedingt nötige Frequenzen abgeschnitten bzw. unterdrückt werden. Dieses Verfahren wird als Kompression bezeichnet und bietet sowohl Vorteile als auch Nachteile. Ein Pluspunkt ist der geringe Speicherbedarf durch kleine Dateien, was u. a. den mühelosen Transport riesiger Archive bedeutet. Gegen diese Form der Komprimierung spricht ein unvermeidlicher Abstrich bei der Tonqualität. Neben dem MP3-Format kann A2DP je nach Modell auch mit den Codecs AAC und aptX umgehen.

 

Bei Low-Budget-Kopfhörern und manchen Modellen der Mittelklasse können stark komprimierte Codecs ausreichend sein, weil die eingebauten Lautsprecher – die sog. Treiber – die ausgesiebten Feinheiten ohnehin nicht wiedergeben könnten. Bedauerlich ist die Sache vor allem bei sehr hochwertigen Kopfhörern, deren Talente durch die Sparkodierungen ausgebremst werden.

 

Wer über die nötige Hardware verfügt und in höhere Klangdimensionen aufsteigen will, erhält mit A2DP den Zugang, um auch HiRes-Codecs wie aptX HD abzuspielen. Serienmäßig nutzbar wird das A2DP-Protokoll ab Windows 8 und Mac OS X Leopard, auf Android ist es schon seit Version 1.5 an Bord, während mobile Apple-Geräte mindestens iOS 3.0 verlangen.

 

Audio-Codecs im Überblick

SBC: Dieser Kompressionsstandard wurde extra für Bluetooth-Übertragungen definiert und ist mit MP3-Qualität vergleichbar. Audiodateien in SBC-Kodierung finden sich überall und lassen sich daher problemlos wiedergeben.

 

AAC: Dem SBC-Codec ähnlicher Standard in der Apple-Welt, vor allem auf
mobilen Endgeräten.

 

aptX: Die Grundlage dieses Kompressionsverfahrens ist über 30 Jahre alt. Seitdem der Tech-Konzern Qualcomm das Knowhow weiterentwickelt hat, sind immer hochwertigere und aufwendigere Codec-Nachfolger bzw. -Ableger entstanden.

 

aptX HD: Hiermit ist echtes High-Resolution-Audio möglich. Sofern alle weiteren technischen Faktoren passen, kommst du per Bluetooth in den Genuss feinster CD-Qualität. Einziges Manko ist die spärliche Unterstützung.

 

aptX Adaptive: Ein komplexer Codec mit automatischer Veränderung der Kompression je nach Anwendung (Musik, Gaming, Telefonie). Abwärtskompatibel zu aptX und aptX HD.

 

aptX Low Latency: Spezielle Kodierung für latenzkritische Anwendungsgebiete. Beim Gaming, in der Musikproduktion und Tonbearbeitung ist dieser Codec mit seiner geringen Signalverzögerung klar im Vorteil.

 

aptX Lossless: Ein weiterer variabler Spezial-Codec, der die Qualität einer Audio-CD erreichen kann.

 

Neben Apple setzen z. B. Samsung mit UHQ-BT und Sony mit LDAC auf hauseigene Codecs. Typischerweise sind diese Formate nur bei Nutzung entsprechender Produkte interessant, können markentreuen Kunden dann aber Vorteile bieten. Andere hochauflösende Codecs ohne nennenswerte
Verbreitung sind UAT und LHDC. In Zukunft dürften die Kompressionen unter LC3 und LC3plus eine zunehmende Rolle spielen, indem sie möglicherweise SBC als globalen Standard ablösen.

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